Anbaumethoden

Während die Baumwolle in vielen Teilen der Welt in großflächigen Plantagen in Monokultur angebaut wird, praktizieren die afrikanischen Kleinbauern fast ausschließlich den Anbau im Fruchtwechsel. Das heißt, die Baumwolle wird abwechselnd mit anderen Früchten, zum Beispiel Grundnahrungsmitteln wie Mais, Soja oder Erdnüssen kultiviert. Dies vermindert die Auslaugung der Böden und den Schädlingsbefall. Oft ist Baumwolle nur eine ergänzende Cash-Crop, also jenes Agrarprodukt welches neben Lebensmitteln zur Selbstversorgung (Subsistenzwirtschaft) angebaut wird und für den Verkauf bestimmt ist. Die durch Cotton made in Africa vermittelten Anbaumethoden unterstützen die Kleinbauern auch im Anbau von Nahrungsmitteln und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherung.

Bewässerung

Künstliche Bewässerung, wie häufig im Großplantagenanbau, findet in Afrika praktisch nicht statt. Stattdessen betreiben die Kleinbauern den sogenannten Regenfeldanbau, was bedeutet, dass der natürliche Niederschlag zur Bewässerung ausreichen muss. Die Feucht- und Trockenphasen in den afrikanischen Anbaugebieten kommen diesen Anforderungen der Baumwollpflanze entgegen. Sie reagiert in bestimmten Wachstumsphasen empfindlich auf zu viel Feuchtigkeit: In der ersten Austreibungs- und Wachstumsphase braucht die Baumwollpflanze feuchte Böden, in der Reifephase hingegen schadet zu viel Nässe der Qualität der Fasern.
Das zur Verfügung stehende Regenwasser muss – gerade in den trockenen Gebieten Afrikas – effizient genutzt werden. Dazu gehören eine ausgewogene Düngung oder das Mulchen. Dabei wird der Boden zwischen den Baumwollpflanzen mit organischem Material wie Laub bedeckt, um den Feuchtigkeitsverlust durch Verdunstung zu vermindern.

Erntemethoden

Mensch gegen Maschine: Während die Baumwollernte in den USA, in Brasilien und in Australien mit riesigen Maschinen bewältigt wird, wird in afrikanischen Anbaugebieten weitgehend per Hand geerntet. Dies ist natürlich viel zeitintensiver, hat aber gegenüber der maschinellen Ernte auch entscheidende Vorteile: Während die Maschine in einem Durchgang nicht nur die Baumwollbüschel, sondern einfach alles auf dem Feld aufnimmt, gehen die Menschen sorgfältiger und umweltschonender vor. Die Handpflücker zupfen nur die vollreifen Faserbüschel ab. Außerdem ist die von Hand geerntete Baumwolle sauberer, da die Maschinen größere Erdmengen, Blätter, Zweige etc. mit aufgreifen.

Ein weiteres Plus: Bei der Handernte wird im Gegensatz zur maschinellen Ernte kein Entlaubungsmittel eingesetzt, so dass die Baumwolle weniger chemisch belastet ist. Allerdings hat auch die mit Hand geerntete Baumwolle Afrikas mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Der  Plastikmüll, der sich leider bis in entlegene Dörfer Afrikas ausgebreitet hat, kann zu Verunreinigungen führen. In Zusammenarbeit mit den afrikanischen Partnern nimmt sich CmiA dieses Problems an.

Pestizideinsatz

Kaum eine andere Pflanze ist für Schädlinge und Krankheitserreger so attraktiv wie die Baumwolle. Deshalb ist der hohe Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln weltweit eine negative Begleiterscheinung des Baumwollanbaus. Nur ein kleiner Teil alternativer Anbauer verzichtet komplett auf Pestizide und verkauft seinen Rohstoff als Bio-Baumwolle. Der Anteil an Bio-Baumwolle auf dem globalen Markt ist derzeit noch gering, was unter anderem an den höheren Produktionskosten liegt.

Gentechnisch veränderte Baumwolle

Baumwollschädlinge zeigen zunehmend Resistenzen gegen die verwendeten Pestizide. Einen Lösungsweg für dieses Problem sehen Teile der globalen Baumwollindustrie in gentechnisch veränderter Baumwolle, die sich gegen einen Teil der Schädlinge durch ein in die Pflanze integriertes Fraßgift schützt. In den Hauptanbauländern USA, Indien und China sind mittlerweile mehr als 90 Prozent der angebauten Baumwolle genetisch verändert. Auch viele afrikanische Baumwollproduzenten sehen in der Gen-Baumwolle einen technischen Fortschritt, von dem sie nicht ausgeschlossen werden wollen. Bis jetzt wird gentechnisch modifizierte Baumwolle in Subsahara-Afrika allerdings nur in Südafrika, im Sudan und Burkina Faso von Kleinbauern angebaut. Cotton made in Africa hat sich verpflichtet, dass keine gentechnisch veränderte Baumwolle im Rahmen der Initiative angebaut wird. Die Nutzung von genverändertem Saatgut ist Teil der Ausschlusskriterien (exclusion criteria No_14) im Rahmen des Cotton made in Africa-Standards.

Cotton made in Africa

Baumwolle von Cotton made in Africa wird von Kleinbauern in Subsahara-Afrika unter Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien angebaut. Konkret bedeutet das, dass die Baumwolle im Regenfeldanbau mit einem effektiven und verantwortungsvollen Pestizid- und Düngemitteleinsatz angebaut wird. Die Ernte erfolgt per Hand. Cotton made in Africa hat die Anforderungen an die Anbaumethoden in einem Kriterienkatalog definiert, dessen Einhaltung im Rahmen der Verifizierung regelmäßig überprüft wird.

Feine Fasern – Baumwolle aus Afrika

Baumwolle aus Afrika hat relativ lange Fasern und wird sorgfältig handgepflückt. Dies macht sie zu einem qualitativ hochwertigen Rohstoff. Nicht ohne Grund ist Baumwolle ein beliebter Stoff für T-Shirts, Hosen oder Hemden: Baumwolle fühlt sich auf der Haut weich und angenehm an, ist atmungsaktiv und saugstark.

Baumwolle ist eine aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze („Gossypium spp.“) gewonnene Naturfaser und besteht hauptsächlich aus Zellulose. Aus der befruchteten Blüte des Baumwollstrauchs entsteht eine Kapselfrucht, die etwa zur Größe einer Walnuss heranwächst. In dieser Zeit bilden die Baumwollsamen im Innern der Kapsel Fasern: regelrechte Büschel langer, faseriger Haare („Lint“) und eine Schicht kurzer, flaumiger Haare („Linter“). Nur die langen Fasern werden für die Textilproduktion weiterverwendet. Wenn die Fruchtkapsel vollreif ist, platzt sie auf und der „Baumwollbausch“ quillt heraus.

Aus den Samenhaaren, die über 40 Millimeter lang werden können, wird das Baumwollgarn gesponnen. Aufgrund ihrer Festigkeit und einzigartigen Struktur eignen sie sich hervorragend für die Verspinnung: Die Fasern sind wie ein Korkenzieher in sich verdreht und reißen deshalb beim Spinnen nicht ab. Die kurzen Flaumhaare (Linter) können nicht gesponnen werden, finden aber zum Beispiel in der Herstellung des Pflanzenstoffs Zellulose Verwendung.

Die Faserlänge

Die Qualität der Rohbaumwolle wird nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Dazu zählen Farbe, Reinheit, Faserlänge (Stapel), Feinheit, Festigkeit und Gleichmäßigkeit. Für die Textilindustrie ist die Länge der Fasern entscheidend: Je länger die Faser ist, desto hochwertiger ist sie. Die sogenannte Stapellänge liegt zwischen 18 und 42 Millimetern. Man unterscheidet vier Stapellängen: Kurzstapel, Mittelstapel, Langstapel und Extra-Langstapel.

Afrikanische Baumwolle ist qualitativ hochwertig

Afrikanische Baumwolle gedeiht unter guten Bedingungen mit viel Sonne und im Regenfeldanbau. Als Mittelstapel-Baumwolle hat sie relativ lange Fasern (1 1/8 inch sind ca. 28,5 mm) und ergibt vielseitig verwendbare Garne, die weltweit zu Stoffen für Mode- und Heimtextilien verarbeitet werden.

Ein Garant für die gute Qualität der afrikanischen Baumwolle, die meist von Kleinbauern angebaut wird, ist die Handernte. Baumwolle von Cotton made in Africa hat Zeit zu Reifen und wird zum richtigen Zeitpunkt handgeerntet und weiterverarbeitet. Die hohe Qualität der afrikanischen Baumwolle wird im Rahmen von Cotton made in Africa weiter verbessert:

In Schulungen lernen die Kleinbauern unter anderem moderne und effiziente Anbaumethoden mit einem möglichst geringen Pestizideinsatz kennen, die ihnen helfen, die Ernteerträge und die Güte der Fasern zu steigern. In Benin wird zum Beispiel durch den Einsatz von Baumwolltaschen für die Ernte versucht, die Verunreinigung mit Plastikresten – die sich leider zunehmend auf den Feldern Afrikas finden – zu vermindern. Weiterhin wird die Baumwolle in einigen Cotton made in Africa Anbauregionen vor dem nächsten Verarbeitungsschritt – der Entkörnung – noch einmal manuell von Verunreinigungen gesäubert.

Biodiversität – Bedrohte Vielfalt

Die Savannen Afrikas sind Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Doch eine extensive Landwirtschaft bedroht die Artenvielfalt.

Unter Biodiversität (engl. Biodiversity, zusammengesetzt aus den Wörtern „Biology“ und „Diversity“) versteht man die biologische Vielfalt auf allen Organisationsebenen des Lebens – in den Arten, in der genetischen Vielfalt von Fauna und Flora sowie in den gesamten Ökosystemen. Diese drei Ebenen sind aufs Engste miteinander verknüpft: Tiere und Pflanzen brauchen zum Überleben intakte Ökosysteme sowie ausreichende genetische Variabilität. Ein Ökosystem wiederum funktioniert nur, wenn es ein ganzes Spektrum an Arten beheimatet. Intakte Lebensräume sind die Voraussetzung für die genetische Vielfalt eines Ökosystems.

Wird dieses Gleichgewicht durch externe Einflüsse gestört, hat dies oft ungeahnte Folgen für Menschen, Pflanzen und Tiere. Am Ende einer komplexen Ursache-Wirkungskette steht das Aussterben ganzer Arten und die Zerstörung von Ökosystemen. Dadurch kann die Natur klimatische Extremereignisse, wie lange Trockenperioden, immer schlechter verkraften. Dabei liegt auf der Hand: Die Folgen einer abnehmenden Biodiversität treffen vor allem die armen Bevölkerungsteile auf dem Lande, weil sie unter anderem unmittelbar auf die Fruchtbarkeit ihrer Böden angewiesen sind.

Probleme durch Monokulturen und Plantagen

Großflächig betriebene Landwirtschaft, wie sie vielfach beim Anbau von Baumwolle stattfindet, zeichnet sich oft durch Monokulturen, einen hohen Einsatz an Pestiziden und einen hohen Wasserverbrauch aus und bedroht so die Biodiversität in ihrer Umgebung. Zur natürlichen Anreicherung der Böden mit Nährstoffen (das geschieht bei Cotton made in Africa in Fruchtfolge u.a. mit Leguminosen, Soja oder Erdnüssen) bleibt keine Zeit. Langfristig laugt der Boden aus, die Erträge werden schlechter und Schädlinge breiten sich aus. So müssen Bauern zum Teil immer größere Mengen an Pestiziden und Düngemitteln einsetzen, um ihre Ernten zu sichern. Am Ende bleibt unfruchtbares Ödland zurück, so dass neue Anbauflächen erschlossen werden müssen. Auch das Grundwasser wird stark belastet und kann Krankheiten bei Menschen und Tieren verursachen.
Problematisch ist auch der hohe Wasserverbrauch: Durch den massiven Einsatz von künstlicher Bewässerung kommt es häufig zu Erosionen und zu einer Versalzung der Böden. Der Grundwasserspiegel sinkt, Flüsse oder Feuchtgebiete trocknen aus, das Trinkwasser für Mensch und Tier wird knapp.

Umdenken ist erforderlich

Konzepte zum nachhaltigen Baumwollanbau, wie sie in der Kriterienmatrix von Cotton made in Africa niedergelegt und vereinbart sind, steuern diesen Effekten entgegen: Sie versuchen, Landwirtschaft und Natur in Einklang zu bringen und langfristig zur Erhaltung der Biodiversität beizutragen. Verschiedene Anbaumaßnahmen tragen zum Schutz der Artenvielfalt bei: Hierzu gehört an erster Stelle der Baumwollanbau mit Fruchtwechsel, der dazu beiträgt, die Qualität der Böden zu erhalten. Daneben sind ein effizienter Pestizid- und Düngemitteleinsatz sowie eine verantwortungsvolle Wassernutzung charakteristisch für den nachhaltigen Baumwollanbau.

Der großflächige Baumwollanbau richtet in einigen Teilen der Welt nachweislich große Schäden an. Ein Umdenken ist erforderlich, um die negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu reduzieren und die Biodiversität als Netz des Lebens zu erhalten. Vielfalt ist nicht nur ein Wert an sich, sondern hat auch eine ökonomische Bedeutung, insbesondere in Entwicklungsländern. Nachhaltige Konzepte in der Landwirtschaft sichern hier die Lebensgrundlage der Menschen.
Teilen Sie diese Seite