Das Wichtigste zuerst – wie funktioniert die CmiA Carbon Neutral Initiative?

Die „CmiA Carbon Neutral Initiative“ steht für Baumwolle, bei der die Treibhausgasemissionen des Anbaus und der Entkörnung durch Reduktionsmaßnahmen nach und nach verringert und unvermeidbare Restemissionen kompensiert werden. Die Kompensationsmaßnahmen umfassen vor allem den Einsatz wesentlich effizienterer Kochstellen, was sowohl Treibhausgasemissionen reduziert als auch das Abholzen von Wäldern für Brennholz verringern und die Gesundheit schützen kann, da weniger Rauch und andere gesundheitsschädliche Gase entstehen.
Kompensationsmaßnahmen sollten sich auf Emissionen fokussieren, die aktuell aufgrund von technischen und organisatorischen Hindernissen noch nicht vermieden werden können, zukünftig jedoch vermieden werden müssen.

Das Besondere an dem CmiA Carbon Neutral Vorgehen: Die an den Standorten entstehenden Treibhausgase werden nicht nur kompensiert, sondern durch z.B. moderne Technologien kontinuierlich reduziert. Dies war auch das entscheidende Kriterium für die Zusammenarbeit mit dem Projektpartner atmosfair – der langjährige Erfahrungen in diesem Bereich hat und als gemeinnütziger Akteur weltweit eine hohe Anerkennung und Glaubwürdigkeit genießt. Darüber hinaus engagiert sich die Aid by Trade Foundation im Kontext einer ‚climate smart agriculture‘ in einer Reihe weiterer Projekte, die die Stiftung im so genannten ‚Climate Basket‘ zusammenfasst. Die positive Klimawirkung dieser Projekte kann derzeit aber noch nicht ausreichend genau bemessen werden und wird deshalb auch nicht bei den Kalkulationen für CmiA Carbon Neutral – Baumwolle berücksichtigt.

 

Wieso sollte der CO2-Fußabdruck von Baumwolle reduziert werden?

Die Klimakrise zählt zu den wichtigsten Themen unserer Zeit. Sie ist längst deutlich spürbar. Meldungen über ungewohnte Hitzewellen, lange Trockenperioden, der Anstieg des Meeresspiegels oder das Abschmelzen jahrtausendalter Gletscher sind inzwischen leider sehr häufig. Gerade auch viele Kleinbauern in Afrika und ihre Familien leiden schon heute unter den Klimaveränderungen. Viele sind unmittelbar in ihrer Existenz bedroht. Wirksame Maßnahmen umfassen deshalb immer sowohl eine Anpassungsstrategie (Adaptation) als auch neue Verfahren und Technologien, Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren (Mitigation). Sowohl auf ländlicher und städtischer Ebene, als auch auf der nationalen und internationalen Politikebene.

Die Klimarelevanz von Textil-Produkten gewinnt weltweit zunehmend an Bedeutung. Durch die global massiv gestiegene Aufmerksamkeit – nicht zuletzt durch den bedrückend schnell voranschreitenden Klimawandel und die zuletzt sehr deutlich vorgetragenen Interessen einer jungen, internationalen Klimabewegung – wird der CO2-Fußabdruck auch zu einem wesentlichen Faktor von Kaufentscheidungen. Ähnlich einem seit zwanzig Jahren anhaltenden Bio-Trend bei Lebensmitteln. Die globale Textilindustrie hat das erkannt. Unternehmen haben Klimaziele beschlossen und suchen nach Möglichkeiten, diese nun zu erfüllen. Ein wichtiger Hebel kann bereits in der Wahl des Rohstoffs liegen. Dem CO2-Fußabdruck von Baumwolle kommt hier eine wichtige Rolle zu – da die Emissionen des Anbaus der Baumwolle bis einschließlich der Entkörnung, überschaubar sind und damit einen guten Startpunkt für Klimaschutzmaßnahmen in der Wertschöpfungskette bilden.

Denn für viele Unternehmen der Textilbranche steht eine klimabewusste(re) Lieferkette ganz oben auf der Tagesordnung.

Klimakrise – Welche Rolle spielt die Landwirtschaft?

Während die globale Landwirtschaft mit etwa einem Drittel zu den weltweiten Emissionen zum Klimawandel beiträgt (17 % direkte Emissionen und 7-14 % durch Landnutzungsänderungen)1 , liegt der Anteil der Baumwollproduktion bei 0,3 % bis 1 %2 . Auf den ersten Blick mag das nach wenig klingen. Es ist aber tatsächlich viel – wenn man bedenkt, dass es nur um den Rohstoff Baumwolle geht. Zum Vergleich: der Anteil des gesamten Luftverkehrs weltweit liegt bei etwa 1,9 %3 aller Treibhausgasemissionen.

Was ist die CmiA Carbon Neutral Initiative?

Mit CmiA Carbon Neutral bietet die Aid by Trade Foundation eine klimabewusste Baumwolle an, durch die die Emissionen der Baumwollproduktion bis zur entkörnten Faser nicht nur kompensiert, sondern auch Schritt für Schritt reduziert werden – zum Beispiel durch Strom aus Solaranlagen für die Entkörnungsfabriken, die den herkömmlichen Strommix durch erneuerbare Energien ersetzt oder den zeitweisen Einsatz von Dieselgeneratoren substituiert. Darüber hinaus baut das Projekt auf eine ganzheitliche Strategie bei dem sehr genau auf Einbindung der CmiA Farmer und ihrer Familien und eine positive Wirkung der einzelnen Maßnahmen für die Zielgruppe geachtet wird.

CmiA Carbon Neutral leistet zudem einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der gesamten Baumwoll-Lieferkette. So bleibt CO2-Neutralität nicht nur ein abstraktes politisches Ziel, sondern kann entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Baumwolle nach und nach umgesetzt und in der Bekleidungs- und Textilbranche zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor werden.

Welche Maßnahmen liegen CmiA Carbon Neutral zu Grunde?

Von hoher Bedeutung für CmiA ist das Ziel menschenwürdige Lebens-und Arbeitsbedingungen für Baumwollbauern und Fabrikarbeiter in den Baumwollentkörnungsanlagen in Subsahara-Afrika zu fördern, die Umwelt zu schützen sowie Transparenz in der textilen Lieferkette zu schaffen. Es gilt das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe durch Handel. Der AbTF ist es ein besonderes Anliegen, Kleinbauern zu ermöglichen, Baumwolle gemäß den CmiA-Kriterien anzubauen, ihre eigenen Lebensbedingungen und die ihrer Familien zu verbessern sowie die natürlichen Ressourcen der Erde zu schonen.

Der CO2 Fußabdruck von Baumwolle besteht aus dem Eintrag direkter Emissionen durch den Anbau und die Entkörnung von Baumwolle – also dem Bereich, den der Cotton made in Africa Standard abdeckt. Und dem deutlich größeren Teil indirekter Emissionen durch die Weiterverarbeitung der Baumwollfasern zu Textilprodukten.

Die direkten Emissionen4 sind gut zu lokalisieren und lassen sich zum Beispiel durch die Substitution von Ressourcen oder Verfahren gut reduzieren. So kann z.B. der Energiebedarf an den Standorten der Entkörnungsanlagen zum Teil umgestellt werden von der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas auf Erneuerbare Energien (Wärme, Strom). Oder (landwirtschaftliche) Fahrzeuge für den Transport vom Feld zur Entkörnung wären ggf. Bereiche der Produktion, bei denen der CO2-Eintrag durch den Einsatz Erneuerbarer Energien entweder deutlich gesenkt oder kompensiert werden könnte. Längerfristig werden auch geeignete Pyrolyseverfahren betrachtet, bei denen die entstehende Pflanzenkohle langfristig Kohlenstoff in Böden binden, zusätzlich die Bodenstruktur verbessert und die Wasserspeicherkapazität erhöht werden kann. Diese können einen zusätzlichen Mehrwert für die Kleinbauern und ihren Betrieben mit sich bringen.

Das CmiA-Siegel steht für einen ganzheitlichen, nachhaltigen Ansatz. Das bedeutet, dass alle drei Ebenen der sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit gleichermaßen relevant sind. CmiA – Carbon Neutral baut auf diesem Prinzip auf.

Entscheidend für CmiA Carbon Neutral ist

  • der Anspruch einer glaubwürdigen Klimawirkung sowie die Resilienz von Kleinbauern gegenüber dem Klimawandel zu stärken. Dazu ist ein Projektpartner wie atmosfair (als renommierte Non-Profit-Organisation mit langjähriger Erfahrung) gut geeignet.
  • die (positive) Klimawirkung von CmiA auch als ‚Verkaufsargument’ zu verstehen und offensiv zu vertreten
  • Reduktions- und Kompensationsmaßnahmen sollen wo möglich bei den CmiA-Farmern und deren Dorfgemeinschaften angesiedelt sein.

Funktionsweise von CmiA Carbon Neutral

Die CmiA Carbon Neutral Strategie besteht aus zwei Komponenten; einem Reduktions- und einem Kompensationsmodul, das auch auf die individuellen Bedürfnisse der CmiA-Bauern eingeht. CmiA-Baumwollemissionen stammen aus (unvermeidbaren) Feldemissionen, Bereitstellung von Düngemitteln, Feldräumung, Feldarbeiten (landwirtschaftliche Fahrzeuge) und die für die Entkörnung benötigte Stromerzeugung. Bereiche der Baumwollproduktion, bei der der CO2-Eintrag deutlich reduziert werden kann, sollen schrittweise durch den Einsatz erneuerbarer Energien, z.B. im Entkörnungsprozess und klimaintelligente landwirtschaftliche Anbaupraktiken umgesetzt werden.

Als Zwischenlösung werden, solange noch nicht alle Prozesse dekarbonisiert sind, die verbleibenden Treibhausgasemissionen durch CO2-Emissionsminderungszertifikate ausgeglichen. Diese werden durch Aktivitäten mit höchster Effektivität und Glaubwürdigkeit generiert., Gewährleistet wird dies durch eine Registrierung unter dem Clean Development Mechanism des UNFCCC und den Gold Standard Zertifizierungssystemen.

CmiA Carbon Neutral Initiative Fact Sheet zum Download

1 OECD (2016) – „OECD Meeting of Agriculture Ministers, Background Note“. Published online at oecd.org. Retrieved from: ‚https://www.oecd.org/agriculture/ministerial/background/notes/4_background_note.pdf [Online Resource]
2 The International Trade Centre (ITC) (2011)- “COTTON AND CLIMATE CHANGE IMPACTS AND OPTIONS TO MITIGATE AND ADAPT”. Published online at intracen.org. Retrieved from: ‚https://www.intracen.org/cotton-and-climate-change.pdf/#:~:text=Impact%20of%20cotton%20production%20on%20climate%20change,-Cotton%20production%20is&text=Cotton%20production%20contributes%20to%20between,extreme%20weather%20events%20and%20flooding.’ [Online Resource]
3 Graver, B., Zhang, K., & Rutherford, D. (2019). CO2 emissions from commercial aviation, 2018. The International Council of Clean Transportation.
4Bei der Bemessung des Carbon-Footprints wird die Kohlenstoffaufnahme von Baumwolle in der Regel nicht als Faktor berücksichtigt – da dieser durch die Kurzlebigkeit von Baumwoll-Produkten eher vernachlässigbar ist.