Cotton made in Africa und regenerative Landwirtschaft

Wie die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ihre Baumwollfelder bewirtschaften, hat wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit der Böden, das Klima sowie die Entwicklung der Biodiversität. Im Standard von Cotton made in Africa sind deshalb seit vielen Jahren nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken verankert, die heute unter den Begriff „regenerative Landwirtschaft („regenerative agriculture)“ fallen. Sie fördern nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern tragen auch zu einem höheren Klima- und Umweltschutz in der Landwirtschaft bei. In regelmäßig durchgeführten Trainings werden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in regenerativen Praktiken geschult. Dazu gehören u.a. die Direktsaat (no-till oder zero tillage), bei der auf die Bodenbearbeitung verzichtet wird. Die Kleinbäuerinnen und Kleinbauen erlenen auch das integrierte Pflanzenschutzmanagement. Dessen Ziel ist es, den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß zu beschränken. Im Rahmen aktueller Projekte baut CmiA darüber hinaus regenerative Praktiken und Maßnahmen zum nachhaltigen Bodenmanagement weiter aus. Damit will die Initiative auch die Resilienz der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels erhöhen und deren Lebensgrundlage langfristig verbessern.

Was ist regenerative Landwirtschaft?

Weltweit entfallen rund 23% der vom Menschen erzeugten Treibhausgasemissionen auf den Sektor der Land- und Forstwirtschaft. Dies zu verändern und die Landwirtschaft klimafreundlicher zu gestalten, ist das Ziel der regenerativen Landwirtschaft. Ihr Fokus richtet sich auf die Wiederherstellung gesunder und widerstandsfähiger Böden, die CO₂ speichern können. Denn Böden sind die zweitgrößte Kohlenstoffsenke der Welt, sie nehmen mehr CO₂ aus der Atmosphäre auf als sie freisetzen – vorausgesetzt, sie werden nachhaltig gemanagt. Darüber hinaus fördern regenerative Anbaumethoden die Biodiversität, verbessern die Wasserkreisläufe und steigern die Nährstoffverfügbarkeit im Boden.

Regenerativ zu arbeiten, bedeutet ganzheitlich zu denken, um eine Transformation der Landwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Biodiversität zu erreichen.

Wie setzt CmiA regenerative Landwirtschaft um?

Regenerative Praktiken sind bereits seit vielen Jahren Teil dessen, was Cotton made in Africa unter einem nachhaltigen Baumwollanbau versteht, nämlich: die Kombination aus gesunden Böden, kräftigen Pflanzen, einer intakten Umwelt und resilienten Farmerfamilien. Und weil sich das eine nicht ohne das andere erreichen lässt, setzt Cotton made in Africa auf ein Zusammenspiel von Methoden und Maßnahmen.

 

 

Gesunde Böden

Zum Erhalt oder zur Wiederherstellung der Bodengesundheit kommen bei den CmiA-Kleinbäuerinnen und Kleinbauern verschiedene regenerative Praktiken zum Einsatz, wie:

  • „low-tillage“ oder „no-tillage“ (Direktsaat oder minimale Bodenbearbeitung, die auch zu einem geringeren Verdunstungsgrad beiträgt)
  • Anbau im Fruchtwechsel/ Zwischenfrüchte
  • Intercropping (Anbau von verschiedenen Feldfrüchten auf einem Feld)
  • Einsatz von Biopestiziden, z.B. Solanum und biologischer Dünger (um die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel und chemischer Dünger auf das notwendige Maß zu beschränken)
  • Kompostierung / Ausbringung von Kompost zur Bodenverbesserung
  • Bedeckung der Ackerböden (Mulchen)
  • Aufbau von Humus für gute Bodenstruktur

Kräftige Pflanzen

In Trainings erlernen die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern das integrierte Produktions- und Schädlingsbekämpfungsmanagement(IPPM), das unterschiedliche Maßnahmen kombiniert – zum Schutz von Umwelt und Klima. Dazu zählen die biologische Saatgutbehandlung und die pflanzenbasierte Schädlingsbekämpfung. Das Anpflanzen von Sonnenblumen unterstützt beispielsweise dabei, die Schädlinge von den Baumwollpflanzen abzulenken. Hinzu kommen gutes Erkunden (Scouting) sowie der Einsatz von Melasse-Fallen (siehe hier) und biologischem Dünger. So wird durch angepasstes Saatgut, nährstoffreiche Böden und gutes Management der Bedarf an chemischen Pflanzenschutzmitteln und chemischem Dünger reduziert.

Intakte Umwelt

Zur Verbesserung der Biodiversität und im Rahmen des integrativen Pflanzenschutzmanagements denken die Farmer „über den Ackerrand“ hinaus. Sie pflanzen beispielsweise Bäume, Büsche und Hecken als Erosionsschutz und zur Produktion von Bio-Pestiziden. Dies trägt wiederum zum Schutz der Wildtiere, u.a. Vögel, bei. Zudem steht der Schutz von Wäldern und die Aufforstung im Fokus.

 

Resiliente Farmerfamilien

Sämtliche Maßnahmen zahlen schließlich auf die Lebensqualität der Farmer und ihrer Familien ein und verbessern deren Lebensgrundlage. Gesunde Böden sorgen für gesunde Pflanzen – und damit für mehr Ertrag und in Folge für mehr Einkommen. Durch diverse Fruchtfolgen mit Zwischenfrüchten erzeugen die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auch Nahrungsmittel für die Selbstversorgung. Nicht zuletzt werden die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern durch Trainings in die Lage versetzt, ihr Farmmanagement unter Berücksichtigung von Klimaaspekten zu verbessern.

Wie sind Praktiken der regenerativen Landwirtschaft im CmiA Standard verankert?

Kriterien zur Förderung der regenerativen und klimapositiven Landwirtschaft sind im Standard von Cotton made in Africa festgeschrieben und werden regelmäßig kontrolliert. So lauten die übergeordneten Prinzipien der Säule „Planet“ des CmiA-Standards:

  • Managing Entitys nutzen ihr Land verantwortungsvoll, fördern die Biodiversität und schützen das Klima und die Umwelt.
  • Managing Entitys stellen GVO-freies Baumwollsaatgut bereit und sorgen für Boden- und Gewässerschutz.
  • Managing Entitys minimieren die nachteiligen Auswirkungen des Pflanzenschutzeinsatzes.

Alle drei Prinzipien enthalten weitere Unterpunkte, durch die CmiA sicherstellen will, dass die biologische Vielfalt und die natürlichen Lebensräume erhalten und verbessert werden (siehe hier). Darüber hinaus enthält das im Dezember 2020 veröffentlichte Volume 4 des Standards auch konkrete Anforderungen, die den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern helfen, ihre Anbaumethoden den veränderten klimatischen Bedingungen besser anzupassen und nachhaltige Strategien zu entwickeln, um ihre Erträge langfristig zu sichern. Gleichzeitig lernen sie, zum Klimaschutz beizutragen, indem sie CO₂-Emissionen reduzieren.

Auf Basis der Prinzipien erarbeitet CmiA in enger Abstimmung mit Agrarexperten und den vor Ort ansässigen Baumwollgesellschaften Trainingsmaterialien zu regenerativer Landwirtschaft. Neben den seit Jahren erprobten Schulungen hat Cotton made in Africa spezifische Projekte ins Leben gerufen, um den Herausforderungen des Klimawandels mit konkreten Lösungen zu begegnen. Dazu zählt zum einen die Carbon Neutral Initiative (siehe hier). Sie steht für Baumwolle, bei der die Treibhausgasemissionen des Anbaus und der Entkörnung soweit wie möglich vermieden, durch Reduktionsmaßnahmen nach und nach verringert und unvermeidbare Restemissionen durch Maßnahmen in den Projektgebieten kompensiert werden. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von klimafreundlichen Kochöfen. Außerdem hat CmiA 2021 das Kooperationsprojekt CAR-iSMa gestartet. Dessen Ziel ist es, über verbesserte, nachhaltige Produktionsmethoden zur Bodenbewirtschaftung die Lebensgrundlagen kleinbäuerlicher Familien zu verbessern, die Effekte des Klimawandels für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zu mildern und ihre Resilienz zu stärken (siehe hier). Nicht zuletzt trägt auch das CmiA Community Cooperation Program (CCCP) dazu bei, die Farmer für den Umwelt- und Naturschutz zu sensibilisieren und konkrete Maßnahmen umzusetzen, wie beispielsweise die Rücknahme von Pestizid-Containern in Mosambik (siehe hier).

Was hat CmiA bisher bei der Implementierung regenerativer Praktiken erreicht?

40 Prozent der afrikanischen Baumwolle ist CmiA-verifiziert. Das heißt: Bisher hat CmiA rund eine Million Kleinbäuerinnen und Kleinbauern mit Trainings erreicht. Sie produzieren derzeit in zehn Ländern Subsahara-Afrikas etwa 690.000 Tonnen entkörnte Baumwolle nach den Kriterien des CmiA und CmiA Organic Standards.

2021 konnte CmiA zusammen mit den vor Ort ansässigen Baumwollgesellschaften beispielsweise mehr als 850.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zum Thema „Gute landwirtschaftliche Grundpraktiken“ schulen, knapp 594.000 in „Techniken zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit“, 665.000 in der Integrierten Produktion und Schädlingsbekämpfung und über 680.000 zum Thema „Ordnungsgemäße Verwendung und Lagerung von Pestiziden.“

Wie geht es weiter?

Der Erhalt der Bodengesundheit steht seit vielen Jahren im Zentrum des CmiA Standards. Mit Blick auf die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels gilt es, das Thema weiter auszubauen. Bodenschutz und die Erhöhung der organischen Bodensubstanz sind deshalb neue Fokusthemen für alle CmiA-Länder. Dabei wird auch das Potential von innovativen Praktiken im Baumwollanbau, wie Biokohle (Pyrolyse von Pflanzenmaterial), von Land zu Land unterschiedlich diskutiert.

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