Interview mit Donald Grant, Autor und Illustrator der CmiA-Bildergeschichte
Im Kampf für die Rechte der Kinder hat die Aid by Trade Foundation (AbTF) und ihre Cotton made in Africa (CmiA) Initiative in Zusammenarbeit mit dem renommierten amerikanischen Kinderbuchautor Donald Grant Illustrationen zum Thema Kinderarbeit entwickelt. Sie werden als Trainingsmaterial beim CmiA-Baumwollanbau eingesetzt, um die Menschen in Subsahara Afrika über dieses wichtige Thema zu informieren und sie zu sensibilisieren. Im Rahmen eines mehrtägigen Workshops hat die Stiftung Partner sowie lokale Vertreter politischer und wirtschaftlicher Gremien nach Sambia eingeladen, um gemeinsam über den Schutz der Kinder sowie die dafür neu kreierten CmiA-Illustrationen zu diskutieren. Im Interview berichtet Grant über das Projekt und seine bisher gesammelten Erfahrungen vor Ort.
Warum haben Sie sich für den Beruf des Kinderbuchautors entschieden?
Reisen war für mich die beste Schule des Lebens, die ich mir vorstellen kann. Es hat mir die Chance gegeben über mein eigenes Leben und das anderer Menschen um mich herum nachzudenken. Auf einer meiner Reisen, die mich nach Indien führte, erlebte ich einen unvergesslichen Moment: Während ich durch die Straßen von Delhi lief, bemerkte ich durch eine offen stehende Tür einer kleinen Werkstatt ein junges Mädchen, das unglaublich traurig zu sein schien. Sie sah wie eine kleine Prinzessin gekleidet aus – sehr typisch im indischen Kleidungsstil. Sie sah mich an und ich konnte einen flüchtigen Blickkontakt mit ihr austauschen. Sie arbeitete an der Herstellung von Teppichen mit anderen Mädchen. Vermutlich wurden sie dazu gezwungen. Ich werde diesen Moment nie vergessen, der mich schließlich dazu gebracht hat, Kinderbücher zu schreiben und zu illustrieren, die sich mit kulturellen Themen, den Rechten der Kinder und ihren Lebensstilen beschäftigen.
Was ist für Sie die größte Herausforderung Ihrer Arbeit?
Die größte Herausforderung bei Kinderbüchern dieser Themen sind potenzielle Käufer, die ihren Kindern diese Themen nicht zumuten möchten. Diese realistischen Geschichten des Lebens mögen negativ auf Erwachsene wirken, aber ich habe festgestellt, dass Kinder extrem aufmerksam dabei sind und Verständnis dafür zeigen, wenn ein solches Thema richtig präsentiert wird.
Das Thema Kinderarbeit ist ein komplexes und schwieriges Thema – insbesondere für eine Bildergeschichte. Wie sind sie vorgegangen, um das Thema umzusetzen?
Zuerst musste ich in der Theorie lernen, was Kinderarbeit bedeutet. Die AbTF verbietet auf strengste alle Formen ausbeuterischer Kinderarbeit und hat die Vorgaben der ILO-Konventionen in ihrem Cotton made in Africa-Standard fest verankert. Was bedeuten diese Regelungen jedoch in der Praxis? Für meine Arbeite musste für mich selbst herausfinden, was die Konventionen verbieten und was sie erlauben. Daher reiste ich in die Anbaugebiete nach Subsahara Afrika, wo Cotton made in Africa-Baumwolle angebaut wird. Während meiner Reisen, begleitete ich die Verifizierer, die auf die Felder gehen und prüfen, ob die Bauern die CmiA Ausschluss- und Nachhaltigkeitskriterien respektieren. Ein integraler Bestandteil der Ausschlusskriterien ist z.B. das Verbot von Kinderarbeit. Zusätzlich nahm ich an Workshops zu Kinderarbeit teil. Das Wichtigste für mich war aber die Menschen zu treffen, die die Bildergeschichte betreffen – sprich die kleinbäuerlichen Baumwollbauern und ihre Familien. Ich machte viele Skizzen vor meiner Abreise, während und nach meiner Reise in den Projektregionen von CmiA. Aber um ehrlich zu sein habe ich meine besten Zeichnungen während der langen Fahrten von einem zum anderen Ort im Auto gemacht. Dies führte mich durch einige wunderschöne afrikanische Landschaften. Die Bilder, die ich auf dem Weg und in den Dörfern eingefangen habe, haben mich sehr inspiriert.
Wie haben die Kleinbauern und ihre Familien auf Sie und das Thema Kinderarbeit reagiert?
Zunächst wirkten sie auf mich nervös, wenn das Thema zur Sprache kam – vor allem bei mir, einem Europäer. Allerdings konnte ich mit Unterstützung der lokalen Cotton made in Africa-Kollegen, ihr Vertrauen gewinnen, indem ich Ihnen erklärte, dass ich von ihnen lernen möchte, was Kinderarbeit bedeutet. Gesetze zur Kinderarbeit sind mitunter abstrakt und für viele Kleinbauern, die weder lesen noch schreiben können, verwirrend. Aber sie wollten wissen, was akzeptabel ist und was nicht. Trotz der Komplexität konnten sie mir erklären, was Kinder tun sollten und was nicht. Sie schienen ein klares Bild darüber zu haben. Ihre Offenheit und Bereitschaft mir zu helfen war für meine Arbeit unerlässlich.
Sie sind ein vielgereister Mann, der in der Welt zu Hause ist, und seit Jahren Kinderbücher schreibt. Was war die besondere Herausforderung bei diesem Projekt?
Der schwierigste Teil des Projekts war es zwischen Mithilfe und Kinderarbeit zu unterscheiden. Das ist nicht so einfach, wie man denken könnte. Ich wollte ein realistisches Bild, das die Anforderungen des Cotton made in Africa Standards in Alltagssituationen einer afrikanischen Bauernfamilie widergibt, darstellt. Außerdem wollte ich ihnen zeigen, was ihre Kinder tun können – gemäß ILO-Konventionen. Die Bauern zeigten sich besorgt darüber, dass ihre Kinder faul werden könnten und nicht für die Zukunft auf dem Hof vorbereitet wären, wenn Sie nicht mithelfen würden. Mithilfe des Bildmaterials möchte ich ihnen erklären, dass Schulbildung nicht bedeutet, dass ihre Kinder nicht Teil des Familienbetriebes sind. Ich möchte ihnen zeigen, dass gebildete Kinder auch ein großer Gewinn für die Eltern sein können. Anhand praktischer Beispiele zählte ich ihnen die Vorteile auf – z. B. dass sie ihren Eltern die Anweisungen von Schulungsunterlagen der Cotton made in Africa Initiative sowie das Verfallsdatum von Medikamente oder Agrarprodukten vorlesen könnten oder sie mit mathematischen Berechnungen und Kalkulationen helfen könnten. Außerdem musste ich eine Bildergeschichte entwerfen, die selbsterklärend ist, da viele Bauern in den ländlichen Baumwollanbaugebieten Cotton made in Africas Analphabeten sind.
Was hat Sie vor Ort überrascht oder fasziniert?
Die selbstbewussten Frauen, die ich in den Dörfern traf, haben mich am meisten beeindruckt. Die Regionen, in denen CmiA aktiv ist, sind sehr männlich dominiert. An einem Tag kam eine Frau und sagte zu mir, dass sie es sehr schätzt, dass ein Mädchen eine zentrale Rolle der Bildergeschichte ist. Ihr gäbe es Hoffnung für die Zukunft, dass das Mädchen aus der Geschichte in die Schule gehe und ihren analphabeten Eltern sowohl beim Rechnen als auch bei der Umsetzung der Trainingsmaßnahmen helfe. Dieses Feedback war wunderbar. Zusätzlich wurde es sehr positiv aufgenommen, dass die Bauern sich und ihre Geschichten in den Bildern in den Bildern wiederfinden konnten.
Wie würden Sie die Bildergeschichte beschreiben?
Die Bildergeschichte, die für die CmiA Familien in den afrikanischen Baumwollanbaugebieten erstellt wurde, zeigt ein beispielhaftes, realistisches, aber zugleich auch vereinfachtes Bild des täglichen Lebens der afrikanischen Kleinbauern und ihrer Familien. Die Grafiken, die ich verwendet habe, sind einfacher als mein üblicher Stil. Warum? Ich wollte mich auf die Botschaft konzentrieren – was ist nach Cotton made in Africa-Standard erlaubt, was bedeutet gefährliche Kinderarbeit und ist damit innerhalb des Cotton made in Africa-Systems verboten. Außerdem habe ich den Stil an eine so genannte «Boîte à Image» angepasst, ein häufig in Subsahara Afrika verwendete Form eines Bilderbuchs. Cotton made in Africa nutzt die Praxis, Schulungen mithilfe von Bildern zu vermitteln, bereits seit Längerem – insbesondere um Landwirte, die nicht lesen können, über z.B. neue landwirtschaftliche Ausbildungsmethoden zu informieren. Für mich ist es ein sehr erfolgreiches und inspirierendes Projekt der Aid by Trade Foundation, sodass ich mich freue, das Projekt zu begleiten und zu unterstützen.
Donald Grant wurde 1954 in Brooklyn, New York geboren. Nach seinem Kunststudium am Pratt Institute in den USA verbrachte er sechs Jahre auf Reisen, die ihn um die ganze Welt geführt haben. Seine Leidenschaft für das Reisen brachte ihn auch nach Frankreich, wo er sich schließlich vor dreißig Jahren niederließ. Er hat viele Bücher für junge Leser in den unterschiedlichsten Bereichen wie Literatur, Kriminalromane und Fiktion bebildert. Er ist außerdem Autor von Kinderbüchern und arbeitete bereits für UNICEF und Amnesty International. Sein letztes Projekt führte ihn nach Afrika südlich der Sahara, wo er im Auftrag der Aid by Trade Foundation und ihrer Cotton made in Africa Initiative eine Bildergeschichte über Kinderarbeit kreiert hat. Die Illustrationen werden in den Baumwollanbaugebieten, wo die Stiftung arbeitet, verteilt werden.