Interview mit Dr. Didier Kême, Ivoire Coton, und Karidja Thomas, Vorsitzende einer Frauenkooperative in Côte d’Ivoire

27.06.2012

Ende letzten Jahres hatte C&A, Nachfragepartner von Cotton made in Africa, in einer Weihnachtsaktion seine Social Media Community dazu aufgerufen, für drei soziale Organisationen abzustimmen. Mit deutlichem Vorsprung wählten die User CmiA auf den ersten Platz und verliehen der Initiative damit eine Gewinnsumme, mit der sie seit diesem Jahr im Rahmen eines Public Private Partnership Projektes (PPP-Projekte) Frauenkooperativen in Côte d’Ivoire unterstützt. Cotton made in Africa hat bereits vier Sozialprojekte angestoßen, bei denen die Förderung der schulischen Infrastruktur in Subsahara Afrika im Fokus steht. Das aktuelle Projekt in Côte d’Ivoire fördert zum ersten Mal explizit die Stärkung der Frauenrechte in Afrika. In Kooperation mit der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und der Baumwollgesellschaft Ivoire Coton sollen innerhalb von einem Jahr 1.250 Frauen und 12.500 Angehörige von einer finanziellen Starthilfe profitieren. Ziel ist es, den Frauen den Schritt in die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu ermöglichen.

Dr. Didier Kême, Projektkoordinator und Mitarbeiter der Baumwollgesellschaft Ivoire Coton, erklärt, wie die Frauenkooperativen gefördert werden.

Dr. Kême, geben Sie uns doch zu Beginn einen kurzen Einblick in Ihre Arbeit: Was sind Ihre Aufgaben bei Ivoire Coton und wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Vamissa Diomandé, Geschäftsführer von Ivoire Coton, hat mir 2008 die Leitung der Public Private Partnership Projekte übertragen, um die Umsetzung der Projektarbeit zu koordinieren. Unser Projektbüro (CAS) setzt sich in erster Linie für Frauenrechte, die Bekämpfung des Analphabetismus sowie die Verbesserung der medizinischen Grundversorgung ein. Hierzu errichten wir zum Beispiel Gesundheitsstationen in den Dörfern als Erste-Hilfe-Versorgung für die Landbevölkerung und zur HIV- und Malariabekämpfung. Außerdem kümmern wir uns um die Instandsetzung der Trinkwasserpumpen in den Dörfern und die Installation weiterer Hydraulikpumpen. Als Arbeitsmediziner setzen wir uns zudem für die Gesundheit unserer Mitarbeiter und ihrer Familien ein.  Unser Team besteht aus sieben Projekttechnikern (TAS) und dem Leiter des Büros.

Mit wem arbeiten Sie zusammen?

Wir kooperieren sehr eng mit den Baumwollbauern, unserer Kernzielgruppe. Bis Anfang 2008 hat Ivoire Coton die Projekte zur Armutsbekämpfung allein durchgeführt. Seitdem werden wir aktiv von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) unterstützt, sodass wir unsere Aktivitäten auf eine größere Zielgruppe ausweiten konnten. In Zusammenarbeit mit der Aid by Trade Foundation (AbTF) kommt diese Hilfe jetzt auch der Frauenförderung zugute. Für diese tatkräftige Unterstützung sind wir beiden Partnern sehr dankbar.

Können Sie bitte kurz das Frauenprojekt beschreiben, das von der DEG und der AbTF sowie C&A unterstützt wird?

Nach wie vor können wir bei der drängenden und sehr komplexen Armutsbekämpfung nur auf begrenzte finanzielle Mittel zurückgreifen. Vor allem in Bezug auf die Arbeitsbedingungen der Frauen auf den Feldern besteht noch Nachholbedarf: Die Frauen schuften hier Tag für Tag, um ihre Familien zu ernähren — und das wegen der fehlenden Mittel leider nur mit mäßigem Erfolg. Hier setzt das Frauenprojekt an. Ziel ist es, den Frauen aus den Kooperativen ganz konkret zu helfen, ihre Anbauflächen zu vergrößern und ihren Ernteertrag sowie ihre Einkünfte zu steigern. Außerdem gilt es, Leitungsgremien (COGES) ins Leben zu rufen, die die Kooperativen verwalten.  Das Projekt läuft in zwei Phasen ab: Die erste sieht die Einbindung von 12 Frauenorganisationen, die zweite die von 13 Kooperativen vor. Diese müssen jeweils aus mindestens 50 Mitgliedern bestehen. Zur Unterstützung stellen die DEG und die Aid by Trade Foundation finanzielle Mittel zur Verfügung, die durch die Beteiligung von Ivoire Coton vervollständigt wird.

Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, Frauenkooperativen zu unterstützen?

Wir haben festgestellt, dass Frauen bei der Versorgung der Familien schon immer der Dreh- und Angelpunkt waren. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang arbeiten sie dafür, dass Mann und Kinder Tag für Tag etwas zu essen auf dem Teller haben. Sie haben sich zusammengeschlossen, um ihre Anbauflächen optimal zu bewirtschaften und ihre Arbeitskraft rentabler einzusetzen. Aufgrund der finanziellen und materiellen Beschränkungen sind ihr Erfolg und somit auch ihre Einnahmen jedoch häufig nur gering.

Wie haben Sie die Frauenkooperativen ausgewählt, die eine finanzielle Unterstützung erhalten?

Wir haben zunächst einen fünfköpfigen Ausschuss zur Vorauswahl eingerichtet. Bei seinen Zusammenkünften werden die Anträge der einzelnen Kooperativen geprüft. Wenn die Kriterien erfüllt sind, entscheidet die Stimmenmehrheit der Ausschussmitglieder darüber, welche Kooperativen der Geschäftsleitung vorgeschlagen werden. Diese übernimmt dann die endgültige Auswahl.

Welche Voraussetzungen mussten die Kooperativen mitbringen?

Ausgewählt wurden Zusammenschlüsse von Frauen in baumwollproduzierenden Dörfern. Die Kooperativen mussten einige Kriterien erfüllen, z.B. eine Satzung und eine Geschäftsordnung haben sowie einer kurzen Fortbildung zustimmen. Viele Angaben waren für die Auswahl wichtig, wie beispielsweise Name und Mitgliederzahl, der Bezirk, in dem die Kooperative arbeitet, die bisherigen Erträge und die Umsätze der letzten Jahre sowie ihre Zielsetzung.

Wofür nutzen die Kooperativen die finanzielle Unterstützung?

Die Kooperationen setzen die finanziellen Mittel insbesondere für Investitionen in die Produktion ein, die dann der Kooperative und ihren Mitgliedern zugutekommen.

Wie stehen die Chancen, dass auch die Kooperativen, die nicht ausgewählt wurden, in Zukunft eine Unterstützung bekommen?

Alle Kooperativen, die in den CmiA Baumwollanbaugebieten liegen, können ausgewählt werden, vorausgesetzt, sie erfüllen die erforderlichen Kriterien und setzen sich für das Gemeinwohl ein.

Welchen Herausforderungen müssen sich denn die Frauen in Côte d’Ivoire stellen und woran fehlt es den Frauen Ihrer Meinung nach am meisten?

Da gibt es viele Herausforderungen: An erster Stelle steht allerdings noch immer der Bildungsnotstand bei den jungen Mädchen im ländlichen Raum. Vielen Frauen in Afrika mangelt es auch heute noch an grundlegenden Dingen wie Alphabetisierungsmaßnahmen, organisatorischer Unterstützung, Betreuung oder finanziellen Mitteln. Die Gefahr von Arbeitslosigkeit und Armut ist deshalb immer noch groß.

Zum Abschluss: Was wünschen Sie sich für die Zukunft im Rahmen von CmiA und COMPACI?

Wir freuen uns, dass wir mit den nötigen finanziellen Mitteln bereits einige Frauenkooperativen unterstützen können, denn diese Frauen sind echte Kämpfernaturen. Weitere Hilfeleistungen und die permanente Bereitstellung von Beratungsangeboten sind aber auch nach wie vor besonders wichtig für unsere Arbeit, da die finanzielle Unterstützung ein großer Schritt in Richtung Unabhängigkeit für die ivorischen Frauen bedeutet. Für die Zukunft wäre es eine Bereicherung, den Austausch mit den Mitgliedern vergleichbarer Kooperativen in anderen Ländern zu fördern, sodass die Frauen von den Erfahrungen anderer Frauen profitieren können.

——————————————————————————–   Karidja Thomas, Vorsitzende der Kooperative Djiguiya Kabada

„Die Mitgliedschaft hat unser Leben leichter gemacht“

Wie die Frauen selbst ihre Arbeit in den Kooperativen erleben, beschreibt KaridjaThomas, die Vorsitzende der Frauenkooperative Djiguiya Kabada in Boundiali.

Frau Thomas, beschreiben Sie doch kurz Ihren Tagesablauf.

Mein Tag ist immer sehr vielseitig. Zuerst wässere ich morgens die Pflanzen, dann werden die Böden mit der Hacke aufgelockert und die Setzlinge umgepflanzt. Außerdem kümmere ich mich um fast alle Familienangelegenheiten: das Schulgeld für die Kinder, das Essen und meistens auch die Organisation des Alltags.

Was pflanzen Sie auf Ihrem Feld an?

Ich baue unter anderem Zwiebeln, Kohl, Karotten, Tomaten, Petersilie, Paprika und Salatgurken an, außerdem Trockenkulturen wie Baumwolle, Reis und Mais.

Wie viel von Ihrer Ernte behalten Sie für die Ernährung der eigenen Familie, wie viel verkaufen Sie?

Bei der Reisernte zum Beispiel kommen drei Tonnen zusammen und wir behalten eine Tonne für uns. Der Rest wird verkauft. Wir behalten also im Großen und Ganzen ein Drittel der Anbaumenge für unsere eigene Ernährung. Zwei Drittel können wir dann auf den umliegenden Märkten verkaufen, um Geld dazu zuverdienen.

Welcher Frauenkooperative gehören Sie an und wie haben Sie von ihr erfahren?

Ich gehöre zu der Kooperative Djiguiya Kabada aus Boundiali und arbeite dort als Vorsitzende. Die meisten von uns haben über ihre Ehemänner davon erfahren, die wiederum in Baumwollkooperativen organisiert sind.

Wie oft treffen Sie sich und was steht dann auf der Tagesordnung?

Anfangs haben wir uns zweimal pro Woche getroffen, jetzt kommen wir zweimal pro Monat zusammen, immer am ersten und am letzten Sonntag im Monat.

Und was sagt Ihr Mann dazu, dass Sie in der Kooperative tätig und sogar Vorsitzende sind?

Er befürwortet meine Arbeit in der Kooperative, da ich ihn damit beim Unterhalt der Familie sehr unterstütze und dazu beitrage, dass unsere Familie einen besseren Lebensstandard hat.

Welche Vorteile haben Sie davon, in der Kooperative zu sein?

Es gibt viele Vorteile, ich muss mir um den Unterhalt der Familie und viele andere Dinge weniger Sorgen machen als früher. Die Mitgliedschaft macht uns das Leben viel leichter, da wir lernen, uns besser zu organisieren, effektiver zu wirtschaften und dafür sowohl finanzielle als auch organisatorische Unterstützung bekommen.

Wie werden Sie die Förderung von DEG, AbTF und Ivoire Coton verwenden?

Wir werden damit weitere Arbeitsgeräte anschaffen, hochwertiges Saatgut kaufen, Komposterde produzieren und nach Bedarf Düngemittel und anderes landwirtschaftliches Equipment kaufen.

Zum Schluss auch die Frage an Sie: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Zum einen, dass die Hilfe, die wir bekommen haben, Früchte trägt und dass es unseren Familien wirtschaftlich besser geht. Zum anderen, dass wir mit künftigen Hilfeleistungen unser Investitionsvolumen erhöhen und unsere Aktivitäten noch vielfältiger gestalten können.

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