DR. FLORIAN SCHLENZ
Chief Operations Officer, Geocledian GmbH
„Fernerkundung ermöglicht Kleinbäuer*innen, Entscheidungen auf besserer Informationsbasis zu treffen.“
CmiA schlägt neue Wege ein, um den Umbrüchen in der Baumwollproduktion in Afrika mit zukunftsweisenden Lösungen zu begegnen. Gemeinsam mit der Geocledian GmbH testet die AbTF in Tansania die sogenannte Fernerkundung, auch Remote Sensing genannt. Was hinter dieser Technologie steckt, welche Möglichkeiten sie den Kleinbäuer*innen eröffnet und welche Herausforderungen die Implementierung mit sich bringt – das erläutert Dr. Florian Schlenz, COO bei Geocledian, in diesem Interview.
Herr Dr. Schlenz, welche neuen Möglichkeiten eröffnet die Fernerkundung für den kleinbäuerlichen Baumwollanbau?
Die Fernerkundung wird in der Landwirtschaft bereits seit den 1970er-Jahren eingesetzt, ist also nicht neu. Dennoch haben sich in den letzten Jahren die Verfügbarkeit und Qualität von Daten und Sensoren erheblich verbessert, sowohl für Satelliten als auch für Drohnen, und sie sind erschwinglicher geworden.
Dies ermöglicht, neuartige landwirtschaftliche Fernerkundungs-Anwendungen zu entwickeln, die nicht nur der industriellen Landwirtschaft, sondern auch dem kleinbäuerlichen Baumwollanbau zugutekommen. Die damit erreichte Fülle an Informationen kann genutzt werden, um die Baumwollproduktion zu überwachen, Ernten zu planen oder einfach um den Bäuerinnen und Bauern zu ermöglichen, Entscheidungen auf besserer Informationsbasis zu treffen. Auf regionaler Ebene können diese Informationen genutzt werden, um die Umsetzung von Baumwoll-Standards zu bewerten und zu unterstützen. Dazu gehört Risikofolgenabschätzungen durchzuführen, etwa zu Abholzungsmaßnahmen oder landwirtschaftlichen Aktivitäten in der Nähe von Schutzgebieten.
Was sind die aktuellen Herausforderungen und Grenzen bei diesem Ansatz?
Fernerkundungs-Anwendungen können die besten Ergebnisse liefern und den größten Nutzen bewirken, wenn sie mit qualitativ hochwertigen Felddaten kombiniert werden. So ist zum Beispiel eine hochpräzise Überwachung des Produktionsstatus jedes einzelnen Baumwollfeldes nur möglich, wenn hochpräzise Feldgrenzen verfügbar sind. Ich würde sagen, dass die Einschränkungen, die wir derzeit bei der Vorhersage von Vorgängen wie der Pflanzenentwicklung der Baumwolle auf bestimmten Feldern haben, auf Schwierigkeiten bei der Beschaffung geeigneter hochwertiger Informationen vor Ort zurückzuführen sind.
Was waren die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Fernerkundungs-Projekt, das Sie mit Cotton made in Africa durchgeführt haben?
Wir hatten die Gelegenheit, die Baumwollgesellschaft Alliance Ginneries in Tansania zu besuchen, wo wir viel über den kleinbäuerlichen Baumwollanbau, den Prozess der Baumwollproduktion im Allgemeinen und die Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlichen Berater*innen und Farmer*innen gelernt haben. Zunächst haben wir uns sehr gefreut, dass wir unser Wissen über Felddaten-Kartierung und die Verarbeitung räumlicher Daten durch Schulungen über geografische Informationssysteme (GIS) einbringen konnten. Anschließend waren wir begeistert, wie Mitarbeitende der Alliance Ginneries das Erlernte umgehend in die Praxis umgesetzt haben, indem sie viele ihrer Baumwollfelder kartierten, um uns bei der Entwicklung von Fernerkundungs-Modellen zu unterstützen. Ich denke, dass das Verständnis all dieser Verfahren und die Erkenntnis, wie Herausforderungen in der Zusammenarbeit gemeinsam bewältigt werden können, unsere bisher wichtigsten Lektionen waren. Das Projekt hat sich wirklich sehr gelohnt.
Was sind die ersten Erfolge, die Sie mit dem Projekt erzielt haben?
Wir haben gezeigt, dass die feldbasierte Überwachung des Produktionsstatus im kleinbäuerlichen Baumwollanbau möglich ist. Das ist ein großer Erfolg für uns. Diese Technik kann Entkörnungsbetrieben helfen, Entscheidungen auf besserer Informationsbasis zu treffen, da sie die Transparenz in der Baumwollproduktion erhöht. Außerdem ist es uns gelungen, alle Baumwollfelder in einer Region in Tansania zu kartieren, und zwar basierend auf Beispiel-Felddaten der Alliance Ginneries. Darüber hinaus konnten wir demonstrieren, wie eine Risikofolgenabschätzung in Bezug auf Entwaldung oder auf die Beeinträchtigung von Schutzgebieten vorgenommen werden kann. Alles in allem konnten wir aufzeigen, wie diese Technologie CmiA bei der Umsetzung ihres Standards für nachhaltige Baumwolle helfen kann, denn sie erhöht gleichermaßen die Transparenz und das Vertrauen der Verbraucher*innen in das Textilsiegel.