Interview mit Josia Coulibaly

10.12.2019

Zum Wohle der Produzentinnen

Josia Coulibaly über Nachhaltigkeit im Baumwollanbau, Frauen in Afrika und ihr Durchsetzungsvermögen im Dorf

Frau Coulibaly, Sie sind Beauftragte für Corporate Responsibility und Nachhaltigkeit bei SECO,  einem Unternehmen der Olam Group und Händler für landwirtschaftliche Güter. Was ist Ihre Hauptaufgabe?

Zusammen mit meinem Fachbereich arbeite ich Programme und Aktivitäten zum Nutzen unserer Partner aus und setze sie um. Dabei liegt der Fokus darauf, lebendige Landschaften zu schaffen, in denen wohlhabende Bauern und Dorfgemeinschaften in Harmonie mit gesunden Ökosystemen leben.

Ein Aspekt der Arbeit im Einklang mit dem CmiA-Standard besteht darin, die Kleinbäuerinnen zu stärken. Wie sind die Baumwollbäuerinnen organisiert?

Wir arbeiten mit registrierten Einzelproduzentinnen sowie organisierten Frauengruppen zusammen, die unter dem Namen ihrer Präsidentin eingetragen sind. Zusätzlich zu ihren Feldern, auf denen sie Getreide, Hülsenfrüchte oder Kartoffeln anbauen, steht ihnen ein gemeinsames Grundstück zur Verfügung, auf dem sie an ein bis zwei Tagen pro Woche arbeiten – und dort oft erstmals ihr eigenes Geld verdienen. Einnahmen werden kollektiv für die Gemeinschaft ausgegeben, beispielsweise für die Reparatur von Wasserpumpen und soziale Maßnahmen.

Haben Sie Maßnahmen initiiert, die gezielt Frauen im Baumwollanbau unterstützen sollen?

Ja, ausgesuchte Frauengruppen werden von uns mit Unterstützung externer Partner in Gruppenorganisation, Unternehmertum und der Gründung von so genannten „Village Savings and Loan Associations“ (VSLAs) ausgebildet. Diese Initiativen werden zwar zum Wohle der Baumwollproduzentinnen durchgeführt, stehen aber auch anderen Frauen in den Dörfern offen. Im Jahr 2018 nahmen 543 Frauen an diesen Maßnahmen teil. Zum Saisonende gab es eine Feier, bei der diese offiziell anerkannt und belohnt wurden, um andere Frauen zu ermutigen, dasselbe zu tun. Inzwischen sind unsere Maßnahmen zur Frauenförderung sogar bis zur internationalenPresse wie „The Telegraph“ vorgedrungen.

Erhalten Sie unterschiedliches Feedback von Männern und Frauen?

Einige Produzentinnen berichten von deutlichen Verbesserungen ihrer Lebensbedingungen. Sie beteiligen sich auch finanziell an Gemeinschaftsprojekten, werden bei Treffen zu Entscheidungen stärker einbezogen. Es ist schon eine große Herausforderung, Tätigkeiten durchzuführen, die kulturell als unerwünscht gelten, zum Beispiel der Zugang zu Land. Das ist schon schwierig.

Wie haben Sie es geschafft, in den Dörfern als Frau akzeptiert zu werden?

Meine erste Erfahrung habe ich im Dorf Yedandiekaha gemacht. Ich war für eine kaputte Wasserpumpe da. Die Leute waren erstaunt, eine so junge Dame zu sehen und fragten sich, was sie hier macht. Aber als ich dann immer wieder zurückgekommen bin, haben die Dorfbewohner gelernt, dass meine Besuche immer mit einer sozialen Initiative oder einem Projekt für sie verbunden sind.

Und wie arbeitet SECO an der Chancengleichheit von Frauen und Männern im eigenen Unternehmen?

Olam International verfügt über eine Nichtdiskriminierungs-Charta, welche die Gleichstellung aller Menschen ohne Diskriminierung fördert. Es wurde auch ein internes Mentoring-System eingerichtet, das Frauen schult, mehr berufliche Verantwortung zu übernehmen.

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