Interview mit Lena Peleikis

19.07.2024

Die Otto Group gehört zu den weltweit größten Onlinehändlern und hat sich vom Hamburger Modeversand zu einem weltweit agierenden Multikonzern entwickelt. Bereits in den 1990er-Jahren hat die Otto Group damit begonnen, für ihre Geschäftspartner einen Code of Conduct aufzusetzen – mit strengen Bedingungen zu sozialen Standards und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen. Seitdem entwickelt die Unternehmensgruppe ihr Engagement kontinuierlich weiter. Standards wie CmiA und GCS sind für Lena Peleikis, Abteilungsleiterin Human Rights & Responsible Supply Chain bei der Otto Group, elementar für die Stärkung der Menschenrechte und des Umweltschutzes in den globalen Lieferketten – erst recht vor dem Hintergrund steigender regulatorischer Anforderungen.

Frau Peleikis, der EU-Rat und das EU-Parlament sind dabei die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD)* zu beschließen. Sie geht noch über das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) hinaus, betrifft mehr Betriebe und umfasst eine zivilrechtliche Haftung für Unternehmen. Die CSDDD wird voraussichtlich in zwei Jahren in nationales Recht umgewandelt. Ist die Otto Group darauf vorbereitet?
Die CSDDD ist ein wichtiger Schritt für die Harmonisierung und Stärkung der Menschenrechte und Umweltstandards in den globalen Lieferketten. Als Otto Group begrüßen wir diesen Schritt, denn wir sind überzeugt, dass nachhaltiges Wirtschaften nicht nur ethisch geboten, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist. Natürlich ist uns auch bewusst, dass die CSDDD zusätzliche Pflichten mit sich bringen wird, die wir noch nicht vollständig abschätzen können, beispielsweise die kritische Frage der Haftung.
Wir haben bereits seit Jahren verschiedene Maßnahmen implementiert, um unsere Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette zu erfüllen. Nicht zuletzt durch Inkrafttreten des LkSG haben wir noch intensiver daran gearbeitet: So haben wir ein neues, konzernweites Team zusammengestellt, um vielfältige Expertisen und verschiedene Perspektiven zusammenzubringen. Und es ist wichtig, viele relevante Kolleg*innen mit einzubeziehen und die Inhalte in unseren Kernprozessen zu verankern.

Viele Unternehmen beklagen die Forderungen nach Transparenz von Seiten der Politik, von Konsument*innen und Mitarbeiter*innen sowie von Banken als Gängelei. Wie sieht das die Otto Group? Ist Due Diligence für sie Chance oder Risiko?
Tatsächlich sind die makroökonomischen Entwicklungen für viele Unternehmen gerade sehr herausfordernd, und auch die Otto Group befindet sich in einer angespannten Lage. Trotzdem ist der Zeitpunkt für Due Diligence aus unserer Sicht richtig. Weil Themen wie Menschenrechte und Klimaschutz nicht verhandelbar sind und keinen Aufschub dulden. Wir erinnern uns selber immer wieder daran, Sorgfaltspflichten als Prozess statt als ‚Projekt‘ zu verstehen – das nimmt in möglichen Momenten der Überforderung ein wenig den Druck.

Können Standards wie CmiA und GCS bei der Erreichung der neuen Bestimmungen helfen oder was braucht es Ihrer Meinung nach dafür?
Als ersten Schritt und Basis unserer unternehmerischen Sorgfaltspflicht sehen wir definitiv die Risikoanalyse. Wir müssen verstehen, wo unsere wesentlichen Risiken liegen, um diese auch gezielt adressieren zu können. Um dann entsprechende Risiken zu minimieren, sind für uns Brancheninitiativen und Standards ein sehr elementarer Beitrag zur Kontrolle und Stärkung der Menschenrechte und des Umweltschutzes in den globalen Lieferketten.

Und wie kommunizieren Sie diese Fülle an Informationen intern und extern?
Es ist in der Tat anspruchsvoll, unsere Kund*innen und auch die interessierte Öffentlichkeit nicht mit der Fülle an Informationen zu überfordern. Wir legen dennoch unseren Fokus auf Transparenz, sei es am Produkt oder auch auf unserer Unternehmenswebsite. Auf der tragen wir beispielsweise die Berichte zum LkSG aller Konzerngesellschaften im Geltungsbereich zusammen und stellen weiterführende Informationen bereit. Für intern und extern Interessierte veröffentlichen wir auch Schulungsvideos, die ihnen das Thema der Sorgfaltspflicht für Menschenrechte nahebringen.

*Die CSDDD ist im April 2024 in Kraft getreten.

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LENA PELEIKIS
Abteilungsleiterin Human Rights & Responsible Supply Chain, Otto Group

„Themen wie Menschenrechte und Klimaschutz sind nicht verhandelbar.“

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