Sustainable Bonds – Nachhaltigkeit mit Banken

17.09.2020

Vor dem Hintergrund des umfassenden Engagements der Otto Group im Bereich Nachhaltigkeit wurde im Jahr 2019 ein ‚Sustainable Finance Framework‘ entwickelt, das insbesondere die positiven sozialen und ökologischen Auswirkungen in den Anfangsphasen der Wertschöpfungskette der Otto Group, namentlich im Bereich der Rohstoffbeschaffung und -verarbeitung, als messbare Größen berücksichtigt.

Petra Scharner-Wolff,
Vorständin Finanzen, Controlling & Personal
bei der Otto Group

Welche Rolle spielte das langjährige Engagement der Otto Group für Cotton made in Africa etwa durch die Festlegung des 100-Prozent-Ziels in seiner Textilstrategie in diesem Zusammenhang?

Für die Otto Group ist Nachhaltigkeitsarbeit kein neuer Trend, sondern seit Jahrzehnten Teil unserer Unternehmens-DNA. Unser Aufsichtsratsvorsitzen – der Prof. Dr. Michael Otto machte in seiner Zeit als CEO bereits 1986 den Umweltschutz zum festen Bestandteil unserer Unternehmensziele. Und auch heute ist ihm das Engagement für Nachhaltigkeitsinitiativen – sowohl außerhalb als auch innerhalb der Otto Group – eine Herzensangelegenheit. So haben wir uns unter anderem das Ziel gesetzt, im Modebereich bis zum Jahr 2020 bei Eigen- und Lizenzmarken 100 Prozent nachhaltig verarbeitete Baumwolle zu verwenden. Im Geschäftsjahr 2019 haben wir bereits einen Anteil von über 95 Prozent erreicht. Dabei setzen wir vor allem auf das Programm Cotton made in Africa, das Kleinbauern in Afrika umweltgerechte Anbautechniken vermittelt und sich vor Ort für bessere Schulbildung und Gleichberechtigung von Mann und Frau einsetzt.

Als erstes deutsches Handelsunternehmen hat die Otto Group im Rahmen des ‚Sustainable Finance Frameworks‘ im April 2019 auf dem Kapitalmarkt erfolgreich eine nachhaltige Anleihe begeben, für die rund 250 Millionen Euro von Investoren gezeichnet wurden. Die Mittel werden unter anderem für die Beschaffung von Textilien mit dem Cotton made in Africa-Label eingesetzt, im Jahr 2019 waren es bereits fast 87 Millionen Textilien.

Wie beurteilen Sie das künftige Potenzial für die Otto Group, durch die Ausgabe von Sustainable Bonds, die den Richtlinien der International Capital Markets Association (ICMA) für nachhaltige Anleihen entsprechen, am Kapitalmarkt weitere Finanzmittel für die Umsetzung von Cotton made in Africa durch die Otto Group zu akquirieren?

Wir sehen bei Sustainable Bonds ein sehr großes Potenzial. Der Markt für solche als nachhaltig zertifizierte Anleihen ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Institutionelle Anleger legen zunehmend Fonds auf, die qua Mandat nur in dezidiert „grüne“ Assetklassen investieren. Aktuell wird das ausstehende Emissionsvolumen auf rund 60 Milliarden Euro geschätzt. Eine beachtliche Größe, allerdings nur ein Bruchteil des fast zwei Billionen Euro schweren Gesamtmarktes für Unternehmensanleihen. Wir finden: Da ist noch Luft nach oben – und tragen gerne unseren Teil zu einer positiven Marktentwicklung bei. So haben wir seit der ersten Emission weitere Bonds unter dem Sustainable Finance Framework begeben und inzwischen ein Volumen von insgesamt rund 470 Millionen Euro emittiert. Auch für die Zukunft beabsichtigen wir, das Framework weiter zu nutzen und zusätzliche Anleger zu gewinnen.

Die Aid by Trade Foundation hat sich zum Ziel gesetzt, über die Steigerung der Nachfrage von Unternehmen nach Cotton made in Africa-Textilien, also durch die Aktivierung von Marktkräften, zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen von Kleinbauern in Afrika beizutragen.

Sehen Sie im Begeben von Sustainable Bonds, die unter anderem auf der Nachfrage Ihres Unternehmens nach Cotton made in Africa-Textilien basiert und damit auf dem Kapitalmarkt weitere Marktkräfte aktiviert, einen zusätzlichen Anreiz für Unternehmenspartner, Cotton made in Africa zu unterstützen?

Dank des Sustainable Bonds sprechen wir über das Thema Nachhaltigkeit nun erstmals nicht mehr nur mit NGOs, Politik und Fachpresse, sondern auch mit Banken, Versicherern und Pensionskassen. Wir sehen es als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung, den Dialog zu suchen und Bewusstsein zu schaffen. Frei nach dem Motto: Tue Gutes und sprich darüber – nun eben auch mit dem Kapitalmarkt. Und möglicherweise bereiten wir damit auch anderen Unternehmenspartnern von Cotton made in Africa einen Weg, ihr Engagement in einen Sustainable Bond umzumünzen.