Jedes Produkt mit einem Label der Cotton made in Africa Initiative trägt dazu bei, afrikanische Kleinbauern zu unterstützen und den Umweltschutz voranzutreiben. Damit möglichst viele Kleinbauern von der Nachfrage nach CmiA-Baumwolle und den Reinvestitionen aus den Lizenzeinnahmen profitieren, nutzen wir zwei Systeme zur Integration und Rückverfolgbarkeit von CmiA-Baumwolle in der Lieferkette: das System Hard Identity Preserved (HIP) und die so genannte Massenbilanzierung, das Mass Balance System (MB).
CmiA-verifizierte Baumwolle wird grundsätzlich bis zur Spinnerei getrennt von anderer Baumwolle gehandelt. Das heißt: CmiA-Baumwolle kann lückenlos vom Anbaugebiet über die Entkörnungsanlage bis zur Spinnerei zurückverfolgt werden. Im System der Massenbilanzierung darf in der Spinnerei dann CmiA-Baumwolle mit Baumwolle anderen Ursprungs gemischt werden. Dieses Prinzip ist vergleichbar mit dem des Ökostroms, bei dem der gesamte produzierte Strom (Öko und Nicht-Öko) in ein Netz eingespeist wird.
Entscheidend bei der Weiterverarbeitung in der Spinnerei ist, dass die eingekaufte Menge CmiA-Baumwolle und die Menge der als CmiA verkauften Garne im Gleichgewicht sind – wie auf einer Waage. Das heißt: Es dürfen immer nur so viel Garne als CmiA-Garne verkauft werden, wie CmiA-Baumwolle eingekauft wurde. Das ist der so genannte Mengenausgleich.
CmiA-Garne – und daraus produzierte Textilien – sind also nicht automatisch Garne oder Textilien, die nur aus physisch rückverfolgbarer CmiA-Baumwolle bestehen. Sie dürfen auch aus einem Gemisch aus CmiA-verifizierter Baumwolle und Baumwolle anderen Ursprungs bestehen. Möglich ist auch, dass CmiA-Garne gar keine CmiA-verifizierte Baumwolle enthalten. Ausschlaggebend ist, dass die Spinnerei das Gleichgewicht hält zwischen dem Verkauf von CmiA-Garnen und der Menge der eingekauften CmiA-verifizierten Baumwolle. Entsprechend darf ein Retailer die Menge an Produkten mit dem Label „Cotton made in Africa Supporter“ auszeichnen, die er umgerechnet an CmiA-verifizierter Baumwolle nachfragt und verarbeiten lässt.
Was auf den ersten Blick verwirrend erscheinen mag, folgt einem logischen Prinzip: Die Lizenzgebühren der Unternehmen für die Nutzung eines CmiA-Siegels fließen rein auf Grundlage der nachgefragten Menge an CmiA-Baumwolle – unabhängig davon, ob in der weiteren Verarbeitung gemischt oder strikt getrennt wird. Für die Kleinbauern in Afrika macht es also keinen Unterschied, welches System in der weiteren Kette angewandt wird. Für sie kommt es darauf an, dass Marken und Einzelhändler CmiA-verifizierte Baumwolle nachfragen, diese in Textilien verarbeiten lassen und Lizenzen zahlen, die wir in den Baumwollanbaugebieten Subsahara-Afrikas reinvestieren.
Das System des Mengenausgleichs ist im Bereich agrarischer Rohstoffe üblich und wird häufig angewendet – beispielsweise auch bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee.
Zur Erfassung und Kontrolle der Mengen hat Cotton made in Africa ein eigenes Tracking System entwickelt: den Sustainable Cotton Tracker (SCOT). In dieses System geben die Spinnereien regelmäßig alle CmiA-Garnverkäufe an CmiA-registrierte Partner ein und bestätigen den Einkauf von CmiA-verifizierter Baumwolle bei einem CmiA-nominierten Baumwollhändler. Durch ihre monatlichen Berichte über Einkäufe und Verkäufe wird sichergestellt, dass die Mengenbalance gewahrt bleibt. Ist der CmiA-Baumwollbestand der Spinnerei rechnerisch aufgebraucht, muss sie CmiA-Baumwolle nachkaufen. Ohne CmiA-Baumwollbestand sind keine weiteren Garn-Transaktionen im SCOT-System möglich.
Auch alle weiteren Partner der textilen Produktionskette sind in das CmiA-Tracking System eingebunden: Baumwollhändler, Stoff- und Textilproduzenten, Importeure und Retailer – also die CmiA-Lizenznehmer. Indem auf jedem Produktionslevel der Baumwollanteil erfasst wird, bietet das SCOT-Tracking System ein hohes Maß an Transparenz entlang der gesamten Lieferkette. Und: Durch die Zuordnung von Einkaufsmengen zu Verkäufen sowie durch die Umrechnung von Garnmengen auf Baumwollmengen kann kontinuierlich die entsprechend nachgefragte Menge an CmiA-Baumwolle nachvollzogen werden.
Cotton made in Africa hat die Menschen ganz am Anfang der textilen Wertschöpfungskette im Fokus: die Kleinbauern in Afrika, die die Baumwolle anbauen, und ihre Familien. Wir unterstützen sie dabei, Baumwolle nachhaltig und ressourcenschonend anzubauen und gleichzeitig ihre Erträge zu erhöhen. Dem Ansatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ folgend ermöglichen wir ihnen, ihre Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen aus eigener Kraft zu verbessern.
Voraussetzung dafür sind die Einnahmen aus den Lizenzen, die jene Unternehmen zahlen, die CmiA-Baumwolle nachfragen und verarbeiten lassen. Und klar ist: Je mehr Baumwolle mit dem CmiA-Zertifikat im Handel genutzt wird, desto höher sind die Einnahmen aus Lizenzen. Und je höher die Einnahmen sind, desto mehr Gelder können in Afrika reinvestiert werden – und desto mehr Kleinbauern können davon profitieren. Jeder Lizenznehmer hilft also, die Unterstützung für die Kleinbauern auszubauen und den Umweltschutz im Baumwollanbau zu erhöhen.
Deshalb ist es unser Ziel, möglichst viele Lizenznehmer mit einer großen Nachfrage nach CmiA-Baumwolle zu gewinnen. Die Massenbilanzierung ist dafür ein geeignetes Instrument. Denn sie ermöglicht es, nachhaltig angebaute Baumwolle einfacher zugänglich zu machen und kostenneutraler und flexibler in der Wertschöpfungskette einzusetzen. Mit dem System der Massenbilanzierung erleichtern wir Marken und Einzelhändlern den Bezug von nachhaltig angebauter Baumwolle. Gleichzeitig steigern wir den Anteil der Kleinbauern, die CmiA-Baumwolle anbieten und dadurch ihre Lebensverhältnisse verbessern können. So schaffen wir Vorteile für beide Seiten.
Jede und jeder, die bzw. der ein Produkt mit dem CmiA-Label kauft, leistet einen direkten Beitrag zur Unterstützung der afrikanischen Kleinbauern und ihrer Familien sowie zum Schutz der Natur im Baumwollanbau. Und natürlich wirkt sich eine hohe Nachfrage seitens der Konsumentinnen und Konsumenten nach Produkten aus nachhaltig angebauter Baumwolle auch auf die Nachfrage der Lizenzpartner aus.
Grundsätzlich gilt: CmiA-gelabelte Produkte müssen mindestens einen Baumwollanteil von fünf Prozent aufweisen. Produkte mit Mengenausgleich tragen das Logo „Supporting the initiative Cotton made in Africa“. Es darf von allen Lizenznehmern eingesetzt werden, die CmiA-Baumwolle nachfragen und verarbeiten lassen.
Produkte mit Baumwolle, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette physisch rückverfolgbar ist, sind mit dem Label „Cotton made in Africa Inside“ oder „Cotton made in Africa Organic“ ausgezeichnet. Diesen liegt das System Hard Identity Preserved (HIP) zugrunde, in dem auf keiner Produktionsstufe CmiA-Baumwolle mit anderer Baumwolle gemischt werden darf.