„Die drängenden Probleme gemeinsam angehen: Klimawandel, Qualität des Baumwollsaatguts sowie Schulung für Bauern“

12.01.2023

Die African Cotton Foundation (ACF) ist ein Zusammenschluss von privaten Baumwollgesellschaften und -händlern, die davon überzeugt sind, dass eine Kombination aus vorwettbewerblicher Zusammenarbeit und Multi-Stakeholder-Kooperation der effektivste Weg ist, die Herausforderungen des afrikanischen Baumwollsektors zu bewältigen. In diesem Interview erörtert Belinda Edmonds, Geschäftsführende Direktorin der African Cotton Foundation, die dringendsten Herausforderungen und wie die ACF diese meistern will.

Was macht die ACF im Vergleich zu anderen Wirtschaftsverbänden so besonders?

Die ACF ist einzigartig, weil sie Privatunternehmen, die normalerweise stark miteinander konkurrieren, die Möglichkeit gibt, ihr Fachwissen zu teilen und in Projekte zu investieren, die sie mitentwickelt haben. Indem wir die umfangreiche Infrastruktur der Beratungsdienste unserer Mitglieder nutzen, stellen wir sicher, dass die Ressourcen von mehreren Stakeholdern bereitgestellt, koordiniert und mit maximaler Wirkung eingesetzt werden können.

Inwiefern kann eine Zusammenarbeit zwischen ACF und AbTF für den afrikanischen Baumwollsektor von Nutzen sein?

Beide, ACF und AbTF, engagieren sich für ein besseres Leben kleinbäuerlicher Gemeinschaften und den
Umweltschutz und untermauern dies mit ihren Investitionen. Unsere Zusammenarbeit stellt ein wichtiges Produzenten-Konsumenten-Forum dar, das zu einem besseren Verständnis von Stakeholdern hinsichtlich der Erwartungen und Herausforderungen in der gesamten Wertschöpfungskette beiträgt. Das Ergebnis ist die gemeinsame Entwicklung konkreter Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Nachhaltigkeit vom Bauern bis zum Konsumenten. Sie fördert überdies auch unsere Bemühungen, eine Infothek für Best Practices zu werden, damit die Erfahrungen, Materialien und Errungenschaften verschiedenster Entwicklungsprojekte die Grundlage für eine kontinuierliche Verbesserung von Projekten bilden können – hinsichtlich ihrer Umsetzung, Effektivität und Wirkung.

Was sind die drei drängendsten Probleme der afrikanischen Baumwollbranche, und wie unterstützt die ACF ihre Mitglieder bei deren Bewältigung?

In erster Linie wollen wir verstehen, welche potenziellen Auswirkungen der Klimawandel hat und lernen, wie wir diese abschwächen und uns daran anpassen können. Schon jetzt stören Wetterkapriolen den landwirtschaftlichen Kalender in mehreren afrikanischen Ländern. Es wird erwartet, dass die Häufigkeit ungewöhnlicher Wetterereignisse weiter zunehmen wird. Im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft hat die ACF zusammen mit der Universität Wageningen (Wageningen University & Research) Klimarisiken und -chancen für Baumwolle und andere wichtige Nutzpflanzen in Afrika kartiert. Damit verfügen wir über eine Grundlage, um länderspezifische Anpassungs- und Minderungsstrategien entwickeln zu können. Ferner beschäftigen wir uns mit der Bindung von Kohlendioxid. Wir versuchen, praktikable und kosteneffiziente Wege zu finden, diese zu messen und entwickeln ein System zur Monetarisierung von CO2-Gutschriften. Damit wollen wir die Gehälter der kleinbäuerlichen Familien steigern und die Einkommensquellen diversifizieren. Die Qualität und das genetische Potenzial von Baumwollsaatgut sind weitere wichtige Themen. Nach wie vor sind in vielen afrikanischen Ländern die Ernteerträge wegen der Nutzung von genetisch minderwertigem Saatgut begrenzt, und die schwieriger werdenden Klimabedingungen könnten die Ertragsmengen weiter schmälern. Die ACF arbeitet daher aktiv mit Fachpartnern zusammen, um die afrikanischen Forschungseinrichtungen für Baumwollsaatgut zu stärken und die Entwicklung ertragreicher, klimaangepasster Sorten zu fördern, die Baumwollfasern in einer Qualität hervorbringen, die den Marktanforderungen entspricht. Auch die kontinuierliche Verbesserung und Ausweitung der Schulungen für Bauern zählt zu unseren Schwerpunkten. Es muss dringend sichergestellt werden, dass die Einkommen der Bauern nicht durch stark steigende und schwankende Kosten für Betriebsmittel, insbesondere Düngemittel, gefährdet werden. In Zusammenarbeit mit der AbTF plant die ACF, Schulungsmaßnahmen zu den neuesten regionalen und internationalen Praktiken zur Bodenregeneration und natürlichen Schädlingsregulierung auf den aktuellen Stand zu bringen. Außerdem setzen wir uns für einen besseren Zugang zu Finanzdienstleistungen für Bäuerinnen und Bauern sowie die Einführung umweltfreundlicher mechanischer Lösungen ein. So können die körperlichen Strapazen für die Menschen in der kleinstrukturierten Baumwollerzeugung verringert werden. Beides wird allen kleinbäuerlichen Betrieben in Afrika zugutekommen, insbesondere Frauen und jungen Landwirten.

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