Aid by Trade Forum 2011

29.09.2011

Entwicklungspolitische Themen stärker in die öffentliche Diskussion rücken und Aufmerksamkeit für das Thema „Hilfe durch Handel“ schaffen — das ist das Ziel des Aid by Trade Forums, das gestern zum zweiten Mal in Berlin stattfand. Hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien, wie Bundesminister Dirk Niebel, Journalist und Autor Frank Sieren oder SGL Carbon-Chef Robert Koehler, folgten der Einladung des Aid by Trade Foundation-Gründers, Dr. Michael Otto, um zu diskutieren, ob Entwicklungsländer den Wettlauf um endliche Rohstoffe für sich nutzen können.

Die Nachfrage nach natürlichen Ressourcen ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen und ein Wettlauf um die immer knapper werdenden Rohstoffe ist zwischen Akteuren aus Europa, Asien und Amerika entbrannt. Im Rahmen des diesjährigen Aid by Trade Forums diskutierten die rund 80 Gäste, ob dieser Kampf auf Kosten der Bevölkerung geführt wird oder ob dadurch ein Entwicklungs- und Wohlstandstransfer angestoßen werden kann.

Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, unterstrich in seiner Rede, dass Deutschland das Potenzial des afrikanischen Kontinents zum beiderseitigen Vorteil nutze. Die aufstrebenden Schwellenländer seien dabei Partner nicht Feinde und Ressourcenreichtum kein Fluch sondern — so die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen würden — eindeutig eine Chance. Niebel wies dabei auch auf die wichtige Rolle der Landwirtschaft in Entwicklungsländern hin: „Afrikas Landwirtschaft braucht Investitionen, um die Produktivität zu steigern und zwar in einem Umfang, den die Länder alleine nicht aufbringen können.“

Als engagierter Vertreter der chinesische Sichtweise verdeutlichte der bekannte Journalist und Bestellerautor („Angst vor China“) Frank Sieren, dass das Engagement Chinas in Afrika nicht als Neokolonialismus zu bewerten sei, sondern sich längst eine Beziehung auf Augenhöhe etabliert habe: „Die afrikanischen Regierungen haben die Wahl, sie können mit China kooperieren, mit Indien, den USA oder Europa.“ Es seien Geschäfte, die beide Seiten freiwillig eingehen; man tausche Infrastruktur gegen Bodenschätze. „Diejenigen, die jetzt im Westen lamentieren, hatten zwanzig Jahre Zeit, Afrika zu helfen, bevor China überhaupt ins Spiel kam. Nun müssen sie den Afrikanern überzeugendere Angebote machen als die Chinesen.“

In der anschließenden Podiumsdiskussion erweiterten Alamine Ousmane Mey, Generaldirektor der ersten Privatbank Kameruns, Robert Koehler, SGL Carbon und Dr. Michael Otto die Diskussion aus unternehmerischer Sicht.

Laut Alamine Ousmane Mey ist Afrika besser als früher darauf vorbereitet, den Wettlauf um Rohstoffe für sich zu nutzen: „Gut ausgebildete Fachleute und eine aufgeklärtere Bevölkerung bilden dazu die Grundlage.“ Um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, müssten sich aber alle Stakeholder verantwortlich verhalten.

Robert Koehler verwies auf die Bedeutung ressourcenschonender Technologien und betonte: “ Deutschland wird mangels eigener Ressourcen immer auf den Import aus rohstoffreichen Regionen angewiesen sein. Daher muss unser Land Technologien entwickeln, die dazu beitragen, Ressourcen zu schonen bzw. Basismaterialien zu substituieren“. Carbon sei ein gutes Beispiel.

Dr. Michael Otto bekräftigte, dass keine rein klassische Handelspolitik ohne Know-How-Transfer betrieben werden darf, um nicht wieder in die postkoloniale Entwicklungszusammenarbeit zurückzufallen.

Er sprach sich für das Ziel aus „mit innovativen Ansätzen Hilfe zur Selbsthilfe zu initiieren und beispielsweise durch Schul- und Trainingsprogramme Menschen und lokalen Märkte darin zu unterstützen, vom Kampf um Ressourcen zu profitieren.“

Die rege Beteiligung am Forum zeigte, welches große Interesse seitens der Wirtschaft, Politik und den Medien am Umgang mit den endlichen Ressourcen der Entwicklungsländer besteht und hält auch für weitere Veranstaltungen ausreichend Diskussionspotenzial bereit.

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